Nothing Headphone (1) im Test: Das mutigste Kopfhörer-Design 2025!

Veröffentlicht von Timo Altmeyer am 3. Oktober 2025

Auf dem Kopfhörer-Markt regieren seit Jahren die üblichen Verdächtigen. Wer hier auffallen will, muss entweder technisch alles rausholen oder mit purem Charakter punkten. Nothing entscheidet sich für beides. Mit den Headphone (1) bringt das Londoner Unternehmen sein erstes Over-Ear-Modell an den Start, das sofort ins Auge fällt.

Transparent, kantig, retrofuturistisch und dabei so kompromisslos eigenständig, dass man entweder sofort verliebt ist oder direkt abwinkt. Ob der auffällige Kopfhörer auch klanglich überzeugen kann, zeigt unser Test.

8.8

Unsere Bewertung
Nothing Headphone (1) Review Hero

Update Oktober 2025

Auf Amazon gibt es die Headphone (1) aktuell in Schwarz für 259 Euro. Damit liegen sie zwar knapp 10 Euro über dem Bestpreis vom August, trotzdem ein hervorragender Preis für den wohl ausgefallensten Kopfhörer 2025. Alternativ gibt es ihn in Weiß für 269 Euro.

Headphone (1): Design und Tragekomfort

Die Headphone (1) sind unverkennbar ein Nothing-Produkt. Wie schon bei den Smartphones der Marke setzt das transparente Kunststoffgehäuse auf Sichtbarkeit, indem es Teile der Konstruktion freilegt, auch wenn sich dahinter mehr Show als technische Relevant verbirgt.

Zusammen mit den squircle-förmigen Ohrmuscheln und den klaren Linien erinnert das Design an eine Mischung aus 80er-Jahre Walkman und Stranger Things Requisite. Ein mutiger, bewusst anderer Ansatz, der gefällt, oder eben nicht.

Nothing Headphone (1) im Case
DIe Headphone (1) liegen sicher fixiert im Case.

Die Materialqualität passt zum Anspruch der Marke. Der Rahmen besteht aus Aluminium, ergänzt durch robusten Kunststoff, was einen insgesamt wertigen Eindruck hinterlässt. Mit 329 Gramm sind die Headphone (1) zwar keine Leichtgewicht, tragen sich aber überraschend angenehm.

Die Polster aus Memory-Foam passen sich sauber der Kopf- und Ohrform an, der Bügel ist weich gepolstert und verteilt den Druck gleichmäßig. Im Alltag macht sich das bezahlt. Selbst nach mehrstündigen Bahnfahrten, langen Sessions im Homeoffice oder leichten Workouts sitzt der Kopfhörer bequem und sicher, ohne spürbare Druckstellen oder übermäßige Wärmeentwicklung.

Nothing Headphone (1) rechtes Gehäuse
Rechtes Gehäuse

Nach IP52 hält das Gehäuse Staub und Spritzwasser ab. Einem Spaziergang im Regen oder schweißtreibenden Workouts steht damit nichts im Weg. Ganz ohne Kompromisse geht das Design aber nicht auf. Da sich die Kopfhörer nicht zusammenfalten lassen, fällt das mitgelieferte Hardcase größer aus, als man es von anderen Modellen gewohnt ist. Im Rucksack okay, in kleineren Taschen allerdings schnell störend.

Hinzu kommt, dass sich die Ohrpolster nicht einfach tauschen lassen. Bei täglichem Einsatz wird man wahrscheinlich irgendwann Abnutzung sehen. Ein Austausch ist dann nur über den Nothing-Support möglich. Für Vielnutzer ist das nicht unbedingt optimal.

Headphone (1): Technik und Konnektivität

Bei der technischen Ausstattung macht Nothing wenig falsch. Die Headphone (1) funken über Bluetooth 5.3 und unterstützen die gängigen Codecs AAC, SBC und LDAC. Gerade Letzteres dürfte Hi-Res-Fans freuen, denn LDAC überträgt Audio mit bis zu 990 kbps, sofern das Quellgerät mitspielt. In der Praxis war die Verbindung in Tests mit iPhone, Android und MacBook stabil und unauffällig. Verzögerungen oder Verbindungsabbrüche traten nicht auf.

Nothing Headphone (1) linkes Gehäuse
Linkes Gehäuse

Wer mehrere Geräte nutzt, profitiert vom Multipoint-Support. Das erlaubt es, die Kopfhörer gleichzeitig mit zwei Geräten zu verbinden. Ein YouTube-Video auf dem Laptop pausieren und nahtlos einen Anruf am Smartphone annehmen funktioniert damit unterbrechungsfrei. Pairing geht dank Google Fast Pair und Microsoft Swift Pair ebenfalls schnell, wobei der physische Pairing-Knopf im Inneren der rechten Ohrmuschel beim ersten Mal etwas Fingerspitzengefühl verlangt.

Auch kabelgebunden ist man nicht aufgeschmissen. Im Lieferumfang liegen sowohl ein Klinke zu Klinke-Kabel als auch ein USB-C-Audiokabel bei. Letzteres ermöglicht digitalen Audioinput ohne Umwege über den oft mittelmäßigen DAC im Smartphone. Der Betrieb über Klinke funktioniert nur bei eingeschaltetem Kopfhörer, also mit aufgeladenem Akku. Ein rein passiver Betrieb ist nicht möglich.

Zusätzlich mit an Bord ist Wear Detection. Setzt man die Headphones ab, pausiert die Musik automatisch, setzt man sie wieder auf, geht es weiter. Ergänzt wird das Ganze durch einen Gaming-Modus, der die Latenz reduziert vor allem beim Videoschauen und gelegentlichem Zocken reduziert.

Nothing Headphone (1) Vorderseite
Vorderseite

Headphone (1): Klang und Tuning

Beim Klang setzt Nothing auf externe Expertise. Die 40 mm Treiber im Inneren wurden gemeinsam mit dem britischen Hi-Fi-Hersteller KEF abgestimmt, der in audiophilen Kreisen einen gewissen Ruf genießt. Und tatsächlich liefern die Headphone (1) einen soliden Klang, der aus dem Stand gefallen kann, aber nicht unbedingt muss.

Im Werkszustand ist die Abstimmung eher auf der dunkleren Seite angesiedelt. Bässe sind deutlich präsent, ohne übermäßig zu wummern, Mitten geraten etwas in den Hintergrund, Höhen wirken leicht zurückgenommen. Das macht Tracks wie "Seven Nation Army" druckvoll, aber auch etwas stumpf in den Details. Stimmen klingen angenehm warm, verlieren aber stellenweise an Klarheit. Instrumente wie Hi-Hats oder akustische Gitarren könnten mehr Präsenz vertragen. Gerade in komplexeren Arrangements wirken sie manchmal etwas flach.

Nothing Headphone (1) Anschlüsse
Anschlüsse

Was die Headphone (1) hingegen gut beherrschen, ist die räumliche Darstellung. Die Bühne wirkt weit, fast offen, mit klarer Separation der Instrumente. Besonders bei Live-Aufnahmen oder orchestralen Stücken kommt das gut zur Geltung. Hier merkt man den KEF-Einfluss am deutlichsten.

Das Potenzial wird allerdings erst mit dem Equalizer der Nothing-X-App richtig ausgeschöpft. Dort stehen acht Bänder zur Verfügung, inklusive einstellbarer Q-Faktor, also Bandbreite. Wer sich hier etwas Zeit nimmt, kann die Schwächen in den Höhen gezielt ausgleichen und den Klang deutlich transparenter machen. Für alle, die lieber schnell zum Ziel wollen, gibt es vorgefertigte Presets wie "More Treble", "More Bass" oder "Voice". Außerdem lassen sich eigene Einstellungen als QR-Code exportieren und teilen. Ein nettes Gimmick mit echtem Mehrwert.

Für Filme und Serien bringt Nothing Spatial Audio mit Head-Tracking ins Spiel. In kompatiblen Apps wird das Stereosignal so virtuell auf mehrere Kanäle verteilt. Dadurch entsteht zwar kein echter Surround-Effekt, Spatial Audio sorgt aber für eine spürbar größere Räumlichkeit, gerade bei actionlastigen Szenen oder Gaming. Ein individueller Hörtest zur Klangpersonalisierung, wie ihn Nothing bei seinen In-Ears anbietet, fehlt allerdings. Bei einem Over-Ear-Modell wäre das durchaus nützlich gewesen.

Headphone (1): Bedienung und App

Bei der Bedienung verfolgt Nothing einen erfrischend klassischen Ansatz. Statt empfindlicher Touchgesten setzen die Headphone (1) auf haptische Bedienelemente, die präzise reagieren und sich blind bedienen lassen. Alle Tasten und Regler sitzen an der rechten Ohrmuschel und sind gut erreichbar. Zum Ein- bzw. Ausschalten dient ein Schiebeschalter, der sich nach unten legen lässt. Für die Bluetooth-Kopplung gibt es eine separate Taste auf der Innenseite des Kopfhörers.

Das auffälligste Element ist der "Roller", ein Lautstärkerad, das sich angenehm griffig anfühlt und beim Drehen ein leichtes Feedback gibt. Eine Drehung nach oben erhöht die Lautstärke, nach unten senkt sie sie wieder und gedrückt startet bzw. stoppt die Wiedergabe. Direkt darunter sitzt der sogenannte "Paddle-Switch", mit dem sich Titel überspringen oder in 10-Sekunden-Schritten vor- und zurückspringen lassen. Die Steuerung wirkt ungewohnt, geht aber schnell in Fleisch und Blut über und bietet mehr Kontrolle als einfache Skip-Gesten.

Ergänzt wird das Ganze durch einen Multifunktionsknopf, der sich in der Nothing X App individuell belegen lässt. Hier kann er beispielsweise zwischen ANC- und Transparenzmodus wechseln, den Sprachassistenten starten oder Spatial Audio aktivieren. Unter Nothing OS kann er zusätzlich für den "Channel Hop" verwendet werden, also einen schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Audio-Anwendungen. Hält man den Knopf länger gedrückt, kann eine zweite Funktion hinterlegt werden.

Die Nothing X App ist gut umgesetzt. Sie ist übersichtlich aufgebaut und erweitert die Bedienung um alle wichtigen Zusatzfunktionen. Neben der Tastenbelegung lassen sich hier ANC und Transparenzmodus steuern, der Gaming-Modus aktivieren und Firmware-Updates einspielen. Alle vorgenommenen Einstellungen werden direkt in den Kopfhörern gespeichert und bleiben so auch beim Wechsel des Wiedergabegeräts erhalten.

Headphone (1): ANC und Transparenzmodus

Nothing bewirbt die Headphone (1) mit adaptivem Active Noise Cancelling (ANC) und verspricht eine Dämpfung von bis zu 42 dB. In der Praxis liegt die Leistung zwar leicht unter den Topmodellen von Sony oder Bose, bewegt sich aber dennoch auf einem hohen Niveau.

Tieffrequente Geräusche von Motoren, Turbinen oder Klimaanlagen werden zuverlässig herausgefiltert. Auch Stimmen und Alltagsgeräusche in mittleren Frequenzen reduziert das ANC spürbar, wenn auch nicht vollständig. In der App lässt sich festlegen, ob ANC automatisch an die Umgebung angepasst wird oder manuell in einer festen Intensität arbeitet.

Positiv fällt die gleichmäßige Abstimmung auf. Während viele Kopfhörer Nebengeräusche zwar stark dämpfen, aber im Gegenzug einen leichten Druck auf den Ohren erzeugen, bleibt das Tragegefühl hier angenehm entspannt. Selbst bei längeren Sessions entsteht kein störendes "Saugefühl", das man von aggressivem ANC kennt.

Ebenfalls an Bord ist ein Transparenzmodus, der Umgebungsgeräusche gezielt durchlässt. Gespräche, Durchsagen oder Straßenlärm klingen damit natürlicher, wenn auch nicht ganz so klar wie bei den AirPods Max. Für den Alltag reicht die Qualität jedoch aus. Vor allem beim Telefonieren oder wenn man den Überblick im Straßenverkehr behalten will.

Nothing Headphone (1) Roller und Paddle
Roller und Paddle

Headphone (1): Akkulaufzeit und Laden

Mit einer Akkulaufzeit von bis zu 80 Stunden (ohne ANC) gehören die Headphone (1) zu den ausdauerndsten Over-Ears ihrer Klasse. Selbst mit aktiviertem Noise Cancelling sind laut Hersteller noch bis zu 35 Stunden drin. In der Praxis bestätigte sich das. Im Test mit ANC und LDAC bei mittlerer Lautstärke lag die Laufzeit bei über 40 Stunden, was den angegebenen Wert sogar leicht übertrifft.

Selbst bei intensiver Nutzung reicht eine Ladung locker für mehrere Tage, oder eine komplette Reise inklusive Hin- und Rückflug. Wer doch einmal spontan laden muss, profitiert vom Schnelllademodus. Fünf Minuten am Netzteil reichen für rund fünf Stunden Wiedergabe ohne ANC bzw. knapp zweieinhalb Stunden mit aktiviertem Noise Cancelling. Das macht die Kopfhörer auch in letzter Minute noch einsatzbereit.

Geladen wird per USB-C. Ein Netzteil liegt nicht bei, das entsprechende Kabel aber schon. Kabelloses Laden unterstützen die Headphone (1) nicht, was angesichts des Akkus mit 1.040 mAh aber auch kaum sinnvoll wäre.

Im Standby verhalten sich die Kopfhörer ebenfalls sparsam. Dank automatischer Abschaltung und Trageerkennung entlädt sich der Akku bei Nichtbenutzung nur sehr langsam. Wer nicht täglich lädt, muss sich auch keine Sorgen um spontane Ausfälle machen.

Headphone (1)

8.8

POSITIV

Eigenständiges, auffälliges Design

Angenehm bequemer Sitz

Klang mit Potenzial

Leistungsfähiger Equalizer in App

Sehr gute Akkulaufzeit

NEGATIV

Case recht sperrig

Ohrpolster nicht wechselbar

ANC nicht ganz Spitzenklasse

FAZIT

Mit den Headphone (1) liefert Nothing einen gelungenen Einstieg in den Markt der Over-Ear-Kopfhörer. Das Design ist mutig, konsequent, unverwechselbar und genau das dürfte viele ansprechen, die keine Lust auf grauen Einheitsbrei haben. Gleichzeitig stimmt auch die Substanz. Der Tragekomfort überzeugt, die Verarbeitung ist hochwertig und bei der Akkulaufzeit liegt das Modell deutlich über dem Durchschnitt.

Klanglich liefern die Headphone (1) einen ordentlichen Auftritt mit viel Potenzial zur Feinjustierung. Wer sich mit dem werkseitig eher dunklen Klangbild nicht anfreunden kann, bekommt über den leistungsfähigen EQ genug Möglichkeiten, um das Profil an den eigenen Geschmack anzupassen.

Das ANC ist solide, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau der Topmodelle, die Bedienung per Tasten angenehm direkt. Auch die App ist funktional und übersichtlich, ohne unnötige Spielereien. Kritikpunkte wie das große Transportcase oder die nicht wechselbaren Ohrpolster sollte man im Hinterkopf behalten, gerade wenn die Kopfhörer täglich im Einsatz sind.

Unterm Strich sind die Headphone (1) ein spannender Allrounder mit Charakter. Technisch durchdacht, optisch eigenständig und damit alles andere als beliebig.

PREISVERGLEICH

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nothing.tech
299,00€

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