Nothing Ear (3) im Test – Super Mic, Super Sound, Super weird?

Aktualisiert von Timo Altmeyer am 19. September 2025

Nothing setzt bei den Ear (3) mehr auf Feinschliff als auf große Umbrüche. Am vertrauten Design ändert sich wenig, technisch gibt es jedoch spannende Neuerungen. Ein größerer Treiber, verbessertes ANC und erstmals ein “Super Mic” im Case sollen für besseren Klang und klarere Gespräche sorgen. Ob sich das im Alltag als praktisches Feature oder als schräges Extra entpuppt, zeigt der Test.

9.1

Unsere Bewertung
Nothing Ear (3) Review Hero

Design und Verarbeitung

Auf den ersten Blick wirken die Nothing Ear (3) vertraut, doch im Detail hat sich einiges getan. Die Buds bleiben transparent, zeigen nun aber feine Metallakzente. Das Designelement hatte Nothing schon mit den Headphone (1) eingeführt und es steht auch den In-Ears ausgesprochen gut. Sie wirken dadurch moderner und edler, ohne den typischen Nothing-Look zu verlieren.

Das Ladecase ist spürbar gewachsen und bringt mit den Buds zusammen rund 71 Gramm auf die Waage. Damit ist es fast 20 Gramm schwerer als der Vorgänger. In der Hosentasche macht sich das bemerkbar, in der Hand fühlt es sich dafür robuster und wertiger an. Aluminiumflächen geben dem Case einen kühlen Touch und machen klar, dass Nothing beim Material einen Schritt nach vorne gegangen ist.

Nothing Ear (3) im Ladecase
Typischer Nothing-Look mit frischem Materialmix

Auffällig neu sind der Talk Button und die kleine Mikrofonöffnung auf der Seite, womit das Ladecase mehr als nur aufladen kann. Dazu gibt es nun auch eine Öse für ein Lanyard, mit der man das Case schnell am Rucksack oder Schlüsselband befestigen kann.

Die Earbuds selbst sind ebenfalls etwas gewachsen und wiegen jetzt rund 5 Gramm pro Stück. Trotz des kleinen Zuwachses sitzen sie bequem im Ohr und kleine Änderungen am Winkel machen sie noch angenehmer zu tragen. Auf einem Flug nach Ponta Delgada hatte ich sie fast fünf Stunden am Stück im Ohr, ohne dass Druckstellen entstanden sind.

Nothing Ear (3) Ladecase mit Talk Button
Neu am Case ist der Talk Button für das Super Mic

Für den sicheren Sitz sorgen die mitgelieferten Ohrstöpsel in mehreren Größen, wobei ich mit den Standardtips schnell zurechtkam. Selbst bei schnellen Kopfbewegungen oder wenn ich im Flugzeug eingeschlafen bin, saßen die Buds stabil. Wer besonders enge Abdichtung braucht, kann alternativ auf Memory-Foam Tips zurückgreifen.

Buds und Case sind übrigens nach IP54 zertifiziert und damit gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Ein Regenschauer oder ein schweißtreibendes Workout machen ihnen also nichts aus.

Bedienung und App

Die Steuerung der Ear (3) läuft weiterhin über druckempfindliche Stiele, die mit einem klaren Klick-Feedback reagieren. Das fühlt sich präziser an als Touchflächen und verhindert ungewollte Eingaben. In der Nothing X App lassen sich die Gesten frei anpassen. Ob Liedwechsel, ANC-Umschaltung oder Sprachassistent, jeder Klick kann belegt werden.

Auf der Startseite zeigt die App die Akkustände von Buds und Case, dazu den Status von ANC und Super Mic. Praktisch ist die In-Ear-Erkennung, die die Wiedergabe automatisch pausiert, sobald man einen Bud herausnimmt und wieder startet, wenn er eingesetzt wird. Wer seine Buds mal verlegt, kann sie über die Find-My-Funktion einen Signalton abspielen lassen.

Bei den Klangoptionen gibt es gleich drei Ebenen. Der Equalizer steht in einer einfachen Version mit Presets und in einer erweiterten 8-Band-Variante bereit. Die erzeugten EQ-Kurven lassen sich in Profilen speichern und laden. Zusätzlich bietet Nothing die Funktion "Personalisierter Ton" an. Hierbei handelt es sich um einen Hörtest, der für jedes Ohr ein individuelles Klangprofil erstellt, basierend auf den tatsächlich hörbaren Frequenzen. Im Ergebnis wird der Sound an das eigene Hörvermögen angepasst, was gerade bei Stimmen und feinen Details einen hörbaren Unterschied macht.

Neu ist Spatial Audio, das erstmals in Nothing In-Ears zum Einsatz kommt. Dabei wird der Klang künstlich räumlich verbreitert, sodass Musik oder Filme immersiver wirken. Aktiviert man die Funktion, schalten sich Bass Enhancer und Equalizer automatisch ab. Die App blendet dazu einen Hinweis ein. Wer Spatial Audio wieder deaktiviert, muss die vorherigen Einstellungen manuell reaktivieren, da sie nicht gespeichert werden. Auch beim Dual-Connection-Betrieb weist die App auf Einschränkungen hin, etwa dass das Super Mic nicht in vollem Umfang nutzbar ist.

Die Geräuschunterdrückung lässt sich flexibel steuern. Neben dem adaptiven Modus, der automatisch die passende Stärke wählt, gibt es drei feste Stufen, einen Transparenzmodus sowie die Option, ANC komplett auszuschalten. Im Alltag ist das praktisch, wenn man zwischen Büro, Straßenverkehr und Flugzeug wechselt und je nach Situation mehr oder weniger Abschirmung braucht.

Speziell für Gamer gibt es den Low Lag Mode, der die Latenz reduziert. Aber auch ohne diesen Modus passten Bild und Ton im Test jedoch problemlos zusammen, egal ob beim Streamen oder mobilen Spielen. Firmwareupdates laufen wie gewohnt über die App ein.

Klangqualität und ANC

Mit den Ear (3) hat Nothing die Treiber von 11 auf 12 Millimeter vergrößert und setzt nun auf eine Kombination aus PMI-Membran und elastischem TPU-Rand. Das sorgt für eine spürbar größere Dynamik und mehr Fundament im Bass. Auf dem Flug nach Ponta Delgada machte sich das besonders bemerkbar. Selbst bei hohem Grundrauschen blieb die Basslinie satt, ohne ins Wummern zu kippen. Stimmen und Höhen wirkten klarer als noch beim Vorgänger, die Klangbühne insgesamt breiter.

Nothing Ear (3) Earbuds
Die 12 Millimeter Treiber liefern mehr Punch und Detail als zuvor

Der Sound folgt weiterhin einer energiereichen Abstimmung mit kräftigem Bass und präsenten Höhen. Bei "Billie Jean" von Michael Jackson kommt die ikonische Bassline knackig durch, während die Stimme sauber im Vordergrund bleibt. In "Stairway to Heaven" von Led Zeppelin überzeugen die Ear (3) durch eine detailreiche Wiedergabe der akustischen Gitarre, bevor im zweiten Teil die E-Gitarren mit Druck und Breite einsetzen. Auch elektronische Stücke profitieren "Lose Yourself to Dance" von Daft Punk spielt mit sattem Groove, der Bass bleibt dabei kontrolliert und überlagert die Mitten nicht.

Wer es neutraler mag, kann mit dem Equalizer nachhelfen. Besonders in Kombination mit "Personalisiertem Ton" werden Details hörbar besser herausgestellt. Bei mir wirkte das so, als würden Vocals stärker betont und Instrumente klarer voneinander getrennt. In Verbindung mit LDAC, dem hochauflösenden Codec, den die Ear (3) jetzt standardmäßig unterstützen, wirken akustische Stücke und komplexe Arrangements detailreicher, sofern die Quelle es hergibt.

Spatial Audio wirkte auf mich weniger überzeugend. Statt eines immersiven 3D-Effekts hatte ich eher das Gefühl, in einer Kiste zu sitzen. Der Sound klang unnatürlich verhallt. Dieses Phänomen kenne ich aber auch von anderen Kopfhörern mit Spatial Audio, weshalb ich die Funktion persönlich selten nutze. Für Filme mag es interessant sein, beim Musikhören bleibe ich lieber beim klassischen Stereo mit EQ.

Nothing Ear (3) Earbud im Ohr
Auch nach Stunden noch angenehm zu tragen

Bei der Geräuschunterdrückung legt Nothing ebenfalls nach. Bis zu 45 dB sollen die Ear (3) ausblenden. Im vollen Terminal von Frankfurt nahm ich vor allem die monotone Gesprächskulisse kaum noch wahr. Auf dem anschließenden Flug reduzierte das ANC gleichmäßig das Dröhnen der Turbinen, sodass auch bei mittlerer Lautstärke Musik und Podcasts problemlos durchkamen. Plötzliche Geräusche wie das Klappern von Getränkewagen oder Gespräche der Sitznachbarn werden weniger konsequent unterdrückt. Ein typisches Manko von In-Ears, das aber auch hier spürbar bleibt. Der adaptive Modus reagierte zwar zuverlässig auf wechselnde Umgebungen, fühlte sich in sehr lauten Situationen aber kaum anders an als die stärkste Stufe.

Der Transparenzmodus wirkt dagegen sehr natürlich. Beim Warten am Gate konnte ich Durchsagen klar verstehen, ohne die Buds herausnehmen zu müssen. Ein schneller Wechsel zwischen ANC, Transparenz und Aus lässt sich bequem per Pinch-Geste oder App erledigen.

Super Mic und Telefonie

Das auffälligste neue Feature der Ear (3) ist das sogenannte Super Mic, das im Ladecase steckt. Per Talk-Button an der Seite lässt sich das Mikrofon aktivieren, sodass man nicht über die Buds spricht, sondern direkt ins Case. Auf den ersten Blick wirkt das etwas schräg, mit dem Case vor dem Mund zu sprechen. Im Alltag ist es aber überraschend praktisch.

Nothing Ear (3) Super Mic Case
Case mit aktiver Super-Mic-Funktion, erkennbar an der grünen LED.

Am Flughafen in Frankfurt habe ich die ersten Testanrufe gemacht. Mit aktiviertem Super Mic wirkte meine Stimme für die Gesprächspartner klarer und weniger digitalisiert, als wenn ich nur die Mikrofone der Buds nutzte. Das Grundrauschen der Umgebung wurde zwar nicht komplett ausgeblendet, klang aber deutlich gedämpfter. Selbst im dichten Gedränge am Gate war ich problemlos verständlich.

Im Flugzeug nutzte ich das Super Mic für kurze Sprachmemos. Dabei konnte ich leiser sprechen als sonst, ohne dass die Aufnahme an Klarheit verlor. Gerade wenn man unterwegs schnell Notizen sichern will, ist das ein nützliches Feature. Wer dabei ein Nothing Phone nutzt, kann die Sprachmemos direkt in Essential Space aufnehmen und automatisch transkribieren lassen.

Frau spricht in das Super Mic
Seltsam anzusehen, aber die Sprachqualität über das Super Mic klingt deutlich besser.

Auch ohne Super Mic liefern die Ear (3) eine starke Telefoniequalität. In jedem Bud sitzen drei Mikrofone, die zusammen mit einer Voice Pickup Unit (VPU) arbeiten. Diese VPU erkennt Vibrationen am Kieferknochen und sorgt dafür, dass die eigene Stimme besser vom Umgebungslärm getrennt wird. Telefonate über die Ear (3) klingen sauber, Windgeräusche oder vorbeifahrende Autos wurden während meiner Gespräche auf den Azoren zuverlässig gefiltert. Im direkten Vergleich zum Vorgänger wirken Stimmen weniger blechern und deutlich natürlicher.

Ganz ohne Einschränkungen funktioniert das Feature jedoch nicht. Einige Apps erkannten im Test das Super Mic nicht automatisch und nutzten weiterhin die Mikrofone der Buds. Bei WhatsApp und Zoom funktionierte es tadellos, bei der Standard-Sprachmemo-App meines Smartphones musste ich dagegen nachhelfen.

Akku und Laufzeit

Nothing hat die Akkus der Ear (3) aufgestockt. Jeder Bud bringt jetzt 55 mAh mit, das Case liefert 500 mAh. Laut Hersteller sollen so bis zu 10 Stunden ohne ANC oder 5,5 Stunden mit ANC drin sein, mit Case verlängert sich die Laufzeit auf bis zu 38 Stunden. Mit LDAC verkürzt sich das Ganze wie gewohnt, da der Codec mehr Energie zieht.

Im Praxischeck auf meinem fünfstündigen Flug nach Ponta Delgada hielt ein Bud-Paar mit aktivem ANC und LDAC fast durch. Kurz vor der Landung war Schluss. Damit decken die Ear (3) einen Mittelstreckenflug problemlos ab. Nach einer kurzen Ladepause im Case hatten sie wieder genug Power für den Transfer vom Flughafen zur Unterkunft.

Schnellladen ist ebenfalls wieder an Bord. Zehn Minuten am Kabel reichten im Test für rund zehn Stunden Musikgenuss (Buds plus Case, AAC, ANC aus). Komplett voll sind die Buds in etwa 70 Minuten, kabellos dauert es rund zwei Stunden. Wer im Alltag öfter vergisst nachzuladen, kommt mit einem kurzen Pitstop also locker durch den Tag.

Im Vergleich zum Vorgänger ist das ein spürbarer Fortschritt. Wo die Nothing Ear mit aktiviertem ANC noch nach gut vier Stunden schlappmachten, liefern die Ear (3) jetzt solide fünf. Auch das Case ist effizienter geworden und schafft trotz gleicher Kapazität etwas längere Gesamtlaufzeiten. Allerdings zieht das Super Mic zusätzliche Energie aus dem Case. Wer es regelmäßig nutzt, sollte das im Blick behalten.

Für absolute Power-User gibt es am Markt Modelle, die noch länger durchhalten. Für Pendler, Wochenendtrips oder einen Flug quer durch Europa reicht die Laufzeit der Ear (3) aber locker und in Kombination mit dem praktischen Qi-Charging passt das Energiekonzept gut ins Gesamtpaket.

Ear (3)

9.1

POSITIV

Transparentes Design mit Metallakzenten

Bequemer Sitz auch über längere Zeit

Präzise Druckbedienung

Hi-Res Audio mit LDAC, AAC und SBC

Dynamischer, detailreicher Klang mit Punch

Flexibles ANC mit drei Stufen und adaptiv

Super Mic für klare Gespräche und Memos

Qi-Charging und Schnellladen mit 10 Minuten für 10 Stunden

NEGATIV

Super Mic funktioniert (noch) nicht in allen Apps

Akkulaufzeit noch mit Luft nach oben

FAZIT

Statt einer radikalen Neuausrichtung liefern die Ear (3) Feinschliff in fast allen Bereichen. Das Design bleibt unverwechselbar, wirkt mit den neuen Metallakzenten aber edler und hochwertiger. Auch das Case liegt stabiler in der Hand und bringt mit dem Talk-Button erstmals ein Feature mit, das man so noch bei keinem anderen True-Wireless-Modell gesehen hat.

Klanglich liefern die Ear (3) den bisher besten Auftritt der Serie. Mehr Punch im Bass, klarere Höhen und eine breitere Bühne sorgen dafür, dass Musik lebendiger wirkt als beim Vorgänger. Das ANC ist stark genug für Flüge und Großraumbüros, auch wenn Spitzenmodelle von Bose oder Sony noch effektiver abschirmen. Der Transparenzmodus überzeugt mit einem natürlichen Klangbild.

Besonders spannend ist das neue Super Mic. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Gimmick, in der Praxis kann es bei Anrufen und Sprachmemos aber wirklich einen Unterschied machen. Nicht jeder wird sich in der Öffentlichkeit mit dem Case vor dem Mund wohlfühlen, doch wer viel telefoniert, bekommt hier ein nützliches Extra.

Die Laufzeit reicht inzwischen auch für längere Trips. Knapp fünf Stunden mit ANC und LDAC sind solide und Schnellladen sowie Qi-Charging machen die Stromversorgung unkompliziert. Für absolute Marathonläufer sind die Ear (3) allerdings nicht gebaut, für den Alltag reicht es aber locker.

Unterm Strich sind die Ear (3) ein cleveres Upgrade mit hörbar besserem Sound, flexiblerem ANC und einem Super Mic, das erst komisch wirkt und dann überraschend nützlich ist. Wer auf Style steht und Substanz erwartet, bekommt mit den Ear (3) einen starken Allrounder mit dem typischen Nothing Flair und einer Prise charmantem Weirdness.

PREISVERGLEICH

nothing.tech
Price icon 179,00€

Hinterlasse hier deinen Kommentar