Display: Die echte Stärke des nubia Air
Ich hatte das nubia Air zwei Wochen auf den Azoren mit dabei. Die Inseln im Atlantik sind bekannt für ihr launisches Wetter und bieten damit genau das richtige Terrain für den Härtetest des Smartphones.
Mittags, pralle Sonne, gleißende Reflexionen von den Kraterseen. Ein Szenario, in dem viele, vor allem günstige Smartphone-Displays kapitulieren. Beim nubia Air sieht das aber etwas anders aus. Der Hersteller bewirbt bis zu 4.500 nits Helligkeit im Peak und die wurden im sonnigen Alltag überraschend real.

Die Anzeige bleibt selbst bei maximaler Sonneneinstrahlung klar und kontrastreich, auch wenn die farbliche Abstimmung des 6,78" AMOLED Displays zumindest für meinen Geschmack etwas zu satt ausfällt.
Bei der Displayauflösung hat sich nubia allerdings etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt. Die website-typische "1.5K"-Bezeichnung suggeriert 1224p, tatsächlich steckt jedoch ein 1080p-Panel im Gerät. Für diesen Preis ist das Display trotzdem außergewöhnlich gut, sowohl in Schärfe als auch in Helligkeit und Reaktionsgeschwindigkeit.
Robustheit: IP69K im Dauerregen
Launisches Wetter heißt auch hin und wieder Regen. Auf den Azoren ist spontaner Blitzregen keine Seltenheit. Das nubia Air steckt so etwas aber sehr gut weg.

Die IP69K-Zertifizierung schützt nicht nur vor Wasser, sondern auch vor Hochdruck. In dieser Preisklasse ist das ein seltenes Merkmal und beim Wandern im Regen war es definitiv Gold wert. Während man ein iPhone Air nur ungern in der durchnässten Hose rumträgt, lässt sich das nubia Air nicht davon beeindrucken.
Das Kunststoffgehäuse fühlt sich zwar nicht besonders hochwertig an, aber es ist widerstandsfähig und mit 172 Gramm trägt sich das Smartphone angenehm leicht. Der beiliegende Bumper in Carbon-Optik sorgt für Griffigkeit und macht das Gerät alltagstauglicher, ohne das Gewicht unnötig nach oben zu treiben.

Kamera: Brauchbar bei Tag, wenig Spielraum beim Rest
Die Azoren liefern spektakuläre Fotomotive, doch die sogenannte "AI Triple-Kamera" entpuppte sich schnell als Mogelpackung. Nur die 50 MP Hauptkamera ist wirklich nutzbar. Die beiden weiteren Linsen (2 MP + 0,08 MP) sind rein kosmetisch, d.h. kein Ultraweitwinkel, kein Zoom, keine zusätzlichen Brennweiten. Schade, denn gerade bei Landschaftsmotiven fehlt häufig das Weitwinkel, um große Szenen einzufangen.

Dafür schlägt sich die Hauptkamera bei Tageslicht dem Preis noch angemessen, auch wenn wir von Flaggschiff-Qualität weit entfernt sind. Im Standardmodus sind die Farben allerdings teilweise sehr blass. Erst mit aktiviertem AI-Fotomodus wirken die Bilder lebendiger und farblich näher an dem, was man tatsächlich sieht, wenn auch hin und wieder künstlich überzogen. Für Alltagsfotos, WhatsApp und den Urlaubsgruß reicht das locker.
Bei Dämmerung oder unter schlechten Lichtverhältnissen steigt das Rauschen. Die Farben kippen dann ins Warme und feine Details gehen zunehmend verloren. Videos sind auf 1080p/30 fps limitiert und durch fehlende Stabilisierung nur mit sehr ruhiger Hand zu gebrauchen. Die Frontkamera kommt trotz nominell 20 MP nicht über weiche, detailarme Selfies hinaus. Wer sich das nubia Air zulegt, muss mit Kamera-Fähigkeiten auf ein Basisniveau rechnen.
Leistung: Unisoc T8300 als Bremse
Auch beim Thema Performance ist das nubia Air eher schwachbrüstig unterwegs. Das liegt weniger an der Software als am verbauten Unisoc T8300, einem Einsteiger-SoC, der im besten Fall auf Niveau günstiger Android-Geräte aus dem Jahr 2020 agiert.
Für grundlegende Aufgaben wie Messenger, Banking oder Browser reicht die Leistung aus, doch schon hier merkt man gelegentliche Verzögerungen: Apps öffnen mit spürbarer Gedenksekunde, Animationen laufen nicht konstant flüssig und beim Wechseln zwischen mehreren Anwendungen entstehen kleine Pausen, die man im Alltag immer wieder bemerkt.

Android 15 selbst ist relativ schlank umgesetzt, wirkt aber nicht optimal auf den Unisoc-Chip abgestimmt. In den Einstellungen tauchen Ladeanimationen auf, wenn man Suchbegriffe eingibt oder durch längere Menüs scrollt. Widgets und Benachrichtigungen reagieren verlässlich, aber nicht besonders flott.
Multitasking mit mehreren schweren Apps sorgt schnell dafür, dass der Arbeitsspeicher aggressiv aufräumt und Anwendungen neu lädt. Was Updates betrifft, so soll es laut nubia zwei große Android-Upgrades und fünf Jahre Sicherheitspatches geben.
Beim Thema Gaming ist die Lage noch eindeutiger. Einfachere 2D-Titel funktionieren, aber sobald es in Richtung 3D-Spiele wie PUBG Mobile oder Asphalt 9 geht, bricht die Framerate deutlich ein. Selbst bei niedrigsten Details kommt es zu Rucklern, die das Spielen kaum angenehm machen.

Hinzu kommen kleinere technische Unsauberkeiten, die im Alltag auffallen. Die Bluetooth-Verbindung zum Autoradio brach im Test immer wieder ab oder leitete Telefonate direkt über den Smartphone-Lautsprecher statt über die Autolautsprecher.
Der Fingerabdrucksensor im Display reagierte zwar grundsätzlich, tat dies aber so langsam, dass man häufig schneller war, wenn man direkt den PIN eingab. Solche Punkte wirken im Gesamtbild nicht gravierend, treten aber regelmäßig genug auf, um den Eindruck eines unausgereiften Systems zu hinterlassen.
Akkulaufzeit: Trotz 5.000 mAh kein Dauerläufer
Der 5.000 mAh Akku klingt auf dem Papier vielversprechend, wird in der Realität aber durch die ineffiziente Unisoc-Plattform ausgebremst. Bei gemischter Nutzung inklusive Navigation, Fotografie, Social Apps und Musikstreaming war der Akku meist am frühen Abend schon leer.
Leichter Alltagsgebrauch erzielte im Test genau einen Tag Laufzeit, viel mehr aber nicht. Das 33 Watt Laden lädt den Akku in etwas über eine Stunde auf.

















