Thermal Master P3: Design und Verarbeitung
Die Thermal Master P3 ist zwar minimal größer als ihr Vorgänger (zum Thermal Master P2 Testbericht), fühlt sich aber auch hochwertiger an. Das Gehäuse besteht komplett aus Aluminium und misst 59 x 27 x 17,2 Millimeter bei rund 26 Gramm Gewicht. Damit passt die Kamera selbst in die kleinste Tasche und wirkt dennoch robust genug für den täglichen Einsatz. Eine Schutzart gegen Staub oder Spritzwasser gibt es allerdings nicht, was im normalen Gebrauch aber kaum stört.

Der auffälligste Unterschied zur P2 ist der neue Fokusring. Er läuft gleichmäßig und mit angenehmem Widerstand, was eine präzise Einstellung erlaubt. Dadurch lässt sich das Bild jetzt gezielt scharfstellen, egal ob man eine Platine aus wenigen Zentimetern Entfernung oder eine größere Fläche wie eine Wand im Blick hat. Die Linse ist leicht im Gehäuse versenkt, was sie besser vor Kratzern schützt. Eine zusätzliche Abdeckung für die Linse gibt es nicht.

An der Unterseite sitzt der USB-C-Stecker, über den die Kamera direkt mit dem Smartphone verbunden wird. Wer ein iPhone nutzt, bekommt einen Lightning-Adapter mitgeliefert. Auch ein Adapter auf USB-A und ein kurzes Verlängerungskabel liegen bei, falls das Smartphone-Gehäuse den Stecker verdeckt. Das alles passt in das ebenfalls mitgelieferte Transportcase, das genauso ordentlich verarbeitet ist.

Was der Thermal Master P3 fehlt ist ein Stativgewinde oder eine Möglichkeit zur Befestigung. Für stationäre Aufnahmen oder längere Messungen ohne Smartphone muss die Kamera daher per Hand gehalten oder mit improvisierten Halterungen fixiert werden. Beim Arbeiten an offenen Schaltungen sollte sie außerdem nicht direkt aufliegen, da das Metallgehäuse leitfähig ist und im ungünstigen Fall einen Kurzschluss verursachen könnte.
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Thermal Master P3: Installation und Software
Unter Android wird die Kamera per USB-C angeschlossen. Bei Smartphones mit dickerer Hülle kann der USB-C-Stecker etwas zu kurz ausfallen. In dem Fall hilft das beiliegende Verlängerungskabel. Zur Verwendung wird die Temp Master App benötigt. Die ist im Play Store verfügbar und installiert sich wie jede andere Anwendung. Nach dem ersten Start fordert sie die üblichen Zugriffsrechte an und verbindet sich automatisch mit der Kamera. Zusätzliche Einrichtungsschritte sind nicht nötig.
Die App läuft auf Geräten mit leistungsstarkem Prozessor weitestgehend flüssig. Auf schwächeren Geräten kann die Bildrate leicht abfallen, wodurch die Darstellung des Wärmebildes ins Stocken geraten kann. Farbpaletten, Messpunkte und Temperaturbereiche sind über eine schlichte Symbolleiste erreichbar. Die App wirkt dadurch funktional und verzichtet auf überladene Menüs. Alle wichtigen Werkzeuge liegen direkt am Rand des Bildes.
Für die Analyse stehen verschiedene Messformen bereit. Neben einem zentralen Punkt lassen sich mehrere individuelle Messpunkte setzen, außerdem Linien oder Rechtecke, um Temperaturverläufe innerhalb eines Bereichs zu erfassen. Die Werte werden direkt im Bild eingeblendet und aktualisieren sich in Echtzeit. Der Isotherm-Modus markiert ausgewählte Temperaturbereiche farblich, was das Auffinden von Hotspots oder Kältebrücken deutlich erleichtert. Fotos und Videos lassen sich direkt aus der App heraus speichern. Messpunkte und Temperaturwerte bleiben dabei eingeblendet, was spätere Auswertungen erleichtert.
Insgesamt stehen zwölf Farbpaletten zur Auswahl. Je nach Anwendung verändern sie den Kontrast und die visuelle Lesbarkeit. In Innenräumen hat sich Iron Red als gut ausgewogen erwiesen, während Rainbow bei größeren Temperaturunterschieden bessere Orientierung bietet. Enthalten ist auch Thermal Masters X³-Modus. Dabei wird das Wärmebild digital hochskaliert, wodurch feine Strukturen etwas klarer erscheinen. Der Energiebedarf liegt mit rund 0,3 Watt extrem niedrig und machte sich im Test kaum auf den Akkuverbrauch des Smartphones bemerkbar.
Neben Android lässt sich die P3 auch unter Windows 11 verwenden. Dafür stellt der Hersteller eine proprietäre Windows-Software bereit, die sich über das Download-Center von Thermal Master herunterladen lässt. Nach kurzer Treiber- und Programminstallation wird die P3 über USB-A automatisch erkannt. Beim ersten Start war die Benutzeroberfläche noch auf Chinesisch eingestellt, ließ sich aber mit einem Klick auf Englisch umstellen.
Die Anwendung an sich ist funktional, aber schlicht aufgebaut und konzentriert sich auf die wichtigsten Aufgaben wie Live-Ansicht, Temperaturmessung und Bild- oder Videoaufzeichnung direkt auf die Festplatte. Für längere Messungen oder stationäre Analysen ist das deutlich praktischer als die Nutzung am Smartphone. Unterstützt werden derzeit nur Android und Windows. Unter Linux oder macOS lässt sich die Kamera nicht nutzen, da sie keine generischen UVC-Treiber verwendet. Auch Drittsoftware erkennt das Gerät nicht. Für Nutzer dieser Systeme bleibt damit nur der Umweg über eine virtuelle Windows-Umgebung.
Thermal Master P3: Bildqualität und Leistung
Im Inneren der Thermal Master P3 arbeitet ein Sensor mit einer nativen Auflösung von 256 x 192 Pixeln. Für ein Gerät dieser Größe liefert er erstaunlich detailreiche Wärmebilder. Kleine Temperaturunterschiede werden klar voneinander abgegrenzt, feine Übergänge bleiben gut erkennbar. Die thermische Empfindlichkeit liegt laut Hersteller bei unter 35 Millikelvin, was sich im Test durch saubere Temperaturverläufe und gleichmäßige Farbflächen bestätigte.
Bei Nahaufnahmen spielt die P3 ihre Stärken aus. Durch den einstellbaren Fokus lässt sich das Bild präzise auf einzelne Bauteile oder Lötstellen schärfen. Auch kleine Unterschiede in der Temperatur von Leiterbahnen oder Spannungswandlern werden sichtbar. Besonders bei gleichmäßig warmen Flächen zeigt die Kamera eine gleichmäßige Signalverteilung ohne auffälliges Rauschen. Bei größerer Entfernung nimmt die Detailgenauigkeit naturgemäß ab, bleibt aber ausreichend, um etwa Wärmeverluste an Fenstern oder Heizungsleitungen zu erkennen.

Der Dynamikumfang ist für eine Kamera dieser Preisklasse solide. Sehr kalte und sehr warme Bereiche werden korrekt dargestellt, ohne dass helle Flächen ausbrennen oder dunkle Bereiche absaufen. Der automatische Temperaturbereich arbeitet zuverlässig und passt sich schnell an, wenn sich die Szene ändert. Manuell lässt sich der Bereich bei Bedarf anpassen, um gezielt nur einen bestimmten Temperaturabschnitt darzustellen.

In der Praxis reagierte der Sensor ohne nennenswerte Verzögerung. Temperaturänderungen wurden nahezu in Echtzeit angezeigt, was gerade bei bewegten Objekten hilfreich ist. Beim Einschalten führt die Kamera regelmäßig eine automatische Kalibrierung durch, die durch ein kurzes Klicken hörbar wird. Das dauert weniger als eine Sekunde und sorgt für konstante Messwerte über längere Zeiträume.
Der X³-Modus brachte im Test zwar etwas mehr Kantenschärfe, echte Detailgewinne waren aber nur in statischen Szenen sichtbar. Für präzise Analysen im Nahbereich kann sich die Funktion lohnen, für dynamische Szenen empfiehlt sich jedoch der Standardmodus mit flüssigerer Bildrate.